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Nordthüringen

 
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Gründung und Entwicklung des ZAN

Schon die alten Griechen waren pragmatische und visionäre Menschen. Von PERIKLES soll das folgende Zitat überliefert sein: „ Es ist nicht unsere Aufgabe die Zukunft vorauszusagen, sondern auf sie gut vorbereitet zu sein“. In diesem Sinne schlossen sich nach gründlicher Vorbereitung die vier nordthüringer Landkreise Eichsfeld, Nordhausen, Kyffhäuser und der Unstrut-Hainich-Kreis 1996 zu einem kommunalen Zweckverband, dem Zweckverband Abfallwirtschaft Nordthüringen (ZAN) zusammen, um effektiver die umweltpolitischen Vorgaben des Gesetzgebers umzusetzen. Die Verbandsgründung war einen Tag nach der Bekanntmachung im Thüringer Staatsanzeiger vom 29.08.1996 rechtskräftig.

Durch die Bündelung der zu lösenden Aufgabe – Sicherstellung einer termingerechten und gesetzeskonformen Restabfallentsorgung – und vor allem die Zusammenlegung der Abfallmengen zielten darauf ab, die künftigen Kosten sowie die Umweltbelastungen möglichst gering zu halten. Die anderen Aufgaben der Abfallwirtschaft wie z.B. das Einsammeln und Transportieren von Haus- und Sperrmüll sowie der Erlass von Gebührenbescheiden verbleiben in der hoheitlichen Zuständigkeit der Landkreise.

Die Mitglieder des ZAN bestellten auf der Grundlage der Verbandssatzung ehrenamtlich tätige Verbandsräte aus den Reihen ihrer Kreistagsmitglieder; derzeit sind dies 14 Verbandsräte.

Als erstes Vorhaben gab sich der ZAN am 08. 06.1998 ein gemeinsames abfallwirtschaftliches Konzept; dieses grenzte die Aufgaben des ZAN gegenüber den verbleibenden Aufgaben der Verbandsmitglieder verbindlich ab und stellte ein planerisches Leitbild dar. Kernstück waren die Vorbereitung und Realisierung der ab Mitte 2005 neuen Ära der Abfallentsorgung. Es folgte ein vorbereitendes Raumordnungsverfahren für mögliche Standorte von Restabfallbehandlungsanlagen innerhalb des Verbandsgebietes. Im Ergebnis schälten sich je ein Standort im Industrie- und Gewerbegebiet Menteroda sowie auf dem Gelände des Abfallwirtschaftlichen Zentrums Kreisabfalldeponie Nentzelsrode des Landkreises Nordhausen heraus.

Ende 1999 stellte die Verbandsversammlung des ZAN die Weichen für ein europaweites und technikoffenes Ausschreibungsverfahren zur Restabfallentsorgung mit vorgeschaltetem Teilnahmewettbewerb. Zielstellung war, potenziellen Bietern einen großen Spielraum für Angebote unter Einschluss der vom ZAN zuvor gesicherten Standorte einzuräumen, um eine Vielzahl von Angeboten und damit einen breiten Wettbewerb zu ermöglichen. Das sehr komplexe Ausschreibungsverfahren konnte Ende 2002 erfolgreich abgeschlossen werden. Den Zuschlag erhielt die Firma REMONDIS (früher RETHMANN) auf deren Angebot einer mechanischen Vorbehandlungsanlage auf einer Teilfläche des Deponiegeländes auf dem Abfallwirtschaftszentrum Nentzelsrode. Das Entsorgungskonzept sah ein Stoffstromsplitting vor. Neben der Separation einer heizwertreichen Fraktion, die als Ersatzbrennstoff einer Verwertung zuzuführen war, fiel auch eine biologisch belastete Fraktion an. Diese sollte ursprünglich in der Müllverbrennungsanlage (Energieverwertungszentrale) Staßfurt (EVZA) thermisch beseitigt werden.

Das noch vorhandene, nicht verfüllte basisabgedichtete Deponievolumen in Nentzelsrode berücksichtigend, veranlasste 2004 den Vertragspartner REMONDIS, beim ZAN eine Änderung des Entsorgungskonzeptes zu beantragen: An Stelle der Verbrennung der biologisch belasteten Abfallfraktion sollte diese nunmehr in einer biologischen Behandlungsanlage in Nentzelsrode so aufbereitet werden, dass als Endprodukt ein den gesetzlichen Vorgaben der Abfallablagerungsverordnung entsprechendes ablagerungsfähiges Gut entsteht und in der Deponie Nentzelsrode eingebaut werden kann. Die Verbandsversammlung genehmigte diese Änderung. Durch dieses Konzept partizipierten sowohl das Verbandsmitglied Nordhausen als Eigentümer der Deponie als auch der Vertragspartner REMONDIS. Auch lästige, die Umwelt zusätzlich belastende Abfalltransporte von Nentzelsrode nach Staßfurt entfielen dadurch. Das neue Behandlungsmodul, welches auf einem aufwändigen Rotteverfahren beruht, wurde in eigener Verantwortung der TVN GmbH Nentzelsrode als Subunternehmer von REMONDIS geplant und errichtet; auch die Betreibung unterlag eigenverantwortlich der TVN GmbH. 

Am 07. Juli 2004 erfolgte der symbolische Spatenstich zur Errichtung der Behandlungsanlage. In kürzester Zeit gelang es dem Bauherrn, das Bauwerk und die notwendige Anlagentechnik zu errichten. Pünktlich zum 01. Juni 2005 nahm die mechanische Behandlungsanlage ihren Betrieb auf. Die vertraglich garantierte Entsorgungssicherheit für die vier nordthüringer Landkreise wurde nunmehr greifbar. Am 14.10.2005 begingen der ZAN mit REMONDIS und sämtlichen Beteiligten die feierliche Inbetriebnahme der Restabfallbehandlungsanlagen auf dem Abfallwirtschaftszentrum der Kreisabfalldeponie Nentzelsrode. Der zuständige Umweltminister Dr. Volker Sklenar richtete ein Grußwort an die Teilnehmer des Festaktes. Er lobte die erste im Betrieb befindliche Restabfallbehandlungsanlage in Thüringen, hob die damit verbundene Wertschöpfung und die Schaffung von Arbeitsplätzen am Standort hervor und dankte allen, die an der Aufgabe einer zukunftssicheren Restabfallbehandlung, verbunden mit Entsorgungssicherheit, mitgewirkt haben. 

Seit dem Jahre 2011 werden sämtliche vom ZAN übernommenen Abfälle zunächst am Standort Nentzelsrode in der dort betriebenen Anlage einer mechanischen Aufbereitung zugeführt. Im Rahmen der mechanischen Aufbereitung werden die Abfälle zerkleinert, Wertstoffe (Holz, Metall) sowie Störstoffe aussortiert. Die ausgesonderten Wertstoffe werden verwertet, die übrigen Outputmengen aus der mechanischen Aufbereitung zur weiteren thermischen Behandlung in die von der EVZA GmbH betriebene Anlage nach Staßfurt transportiert. Die im Zuge der thermischen Behandlung entstehenden Schlacken werden in Übereinstimmung mit den abfallrechtlichen Bestimmungen aufbereitet.

Zwar sind die Entsorgungskosten jetzt höher als zu Zeiten, als das Deponieren von unbehandeltem Müll noch erlaubt war, doch wird das mittel- und langfristig aufgewogen durch nachsorgearme bzw. -freie Deponien und dem Ende von nur in die Zukunft verlagerten Umweltbelastungen. Der ZAN und die ihn tragenden Verbandsmitglieder nehmen ihre kommunale Pflichtaufgabe in der Daseinsvorsorge im Bereich der Abfallwirtschaft ernst und sehen sich ständig in der Pflicht, Entsorgungssicherheit für Bürger und Betriebe dauerhaft zu gewährleisten sowie die anfallenden, nicht vermeidbaren Kosten so niedrig wie möglich zu halten. Insofern leistet der ZAN einen wichtigen Beitrag in der Infrastrukturlandschaft Nordthüringens.